Erste Hilfe für die Geige

Die Saiten selbstständig wechseln.

Wenn eine oder mehrere Saiten verschlissen sind, ist es notwendig, diese auszutauschen. Man sollte auf keinen Fall warten, bis die Saite reißt, bevor man sie austauscht!

Um neue Saiten aufzuziehen benötigst du folgende Utensilien:

  • neue Saiten
  • einen weichen Bleistift

Den Bleistift braucht man, um die Einkerbungen im Sattel und im Steg, in denen die Saiten liegen, zu benetzen. Die aufgetragenen Graphitschichten sorgen wie eine Schmierschicht dafür, dass die Saiten weniger auf diesen Stellen reiben. Dadurch erhalten die neuen Saiten eine längere Lebenszeit. Vernachlässige diesen Punkt nicht, da dies die mit Abstand häufigste Ursache für den Verschleiß der Saiten ist!

Auf gar keinen Fall alle Saiten auf einmal entfernen!

Wenn du alle Saiten auf einmal entfernst, dann fällt der Steg ab! Er wird nämlich nur durch die Andruckkraft der Saiten gehalten. Wenn der Steg erst einmal ab ist, dann wirst du den nicht mehr in die richtige Position und im richtigen Winkel aufsetzen können. Gehe also stets Saite für Saite vor. Das heißt nochmal konkret: Erst eine Saite entfernen und eine neue aufziehen. Erst dann zur nächsten übergehen.

Im Grunde ist die Reihenfolge der Saiten unwesentlich. Man kann mit der E-Saite oder der G-Saite beginnen. Falls du allerdings ein Schutzröhrchen auf der E-Saite hast (das ist ein Schutz gegen die besonders hohe Schnittkraft der E-Saite auf den Steg), ist es empfehlenswert mit der G-Saite anzufangen. Dann kannst du das Schutzröhrchen nämlich zum Schluss ausrichten und es verrutscht dir nicht mehr, während du die anderen Saiten aufziehst.

Wenn deine neue E-Saite kein Schutzröhrchen hat, du aber noch ein altes besitzt, dann kannst du es auch für die neue Saite nehmen. Vorausgesetzt natürlich, dass es noch intakt ist.

Wenn man mit dem Saitenaufziehen beginnt, stellt man die Geige auf den Schoss so hin, dass man den Saitenkasten vor sich sieht. Dann dreht man den entsprechenden Wirbel so, dass sich die Saite entspannt. Wenn die Saite stark genug entspannt ist, entfernst du die Kugel am Saitenende aus dem Saitenhalter bzw. dem Feinstimmer. Schließlich drehst du den Wirbel weiter, bis du die Saite durch die Bohrung im Wirbel ziehen kannst.

Jetzt hast du nur noch 3 Saiten auf der Geige. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um die beiden Einkerbungen am Steg und am Sattel mit dem Bleistift zu beschichten.

Wenn du fertig mit dem Beschichten bist, entnehme der Packung eine neue passende Saite. Finde das Ende der Saite ohne Kugel und stecke es durch die Bohrung im Wirbel. Lasse die Saite ca. einen halben Zentimeter aus dem Wirbel herausschauen. Drehe nun den Wirbel etwas auf und drücke in stets in den Wirbelkasten. Die Saite solltest du mit der rechten Hand etwas unter leichter Zugspannung halten, damit sich die Saite besser aufwickelt. Achte darauf, dass sich dabei die Saite auf dem Wirbel nicht über Kreuz legt.

Wenn du die Saite etwas auf den Wirbel aufgewickelt hast, nimm das Ende mit der Kugel und stecke sie in den Saitenhalter bzw. den Feinstimmer. Wenn die Saite noch zu lose ist, drehe den Wirbel weiter auf und achte, dass die Kugel nicht herausfällt. Wenn du die Saite zu weit aufgewickelt hast und die Kugel nicht mehr eingesteckt bekommst, drehe den Wirbel in die entgegengesetzte Richtung, bis die Länge passt.

Sobald die Saite unter Spannung ist und selbstständig hält, musst du beim weiteren Aufziehen aufpassen. Prüfe nun ständig zum Beispiel mit Zupfen an der Saite die Tonhöhe, damit du sie nicht überziehst! Früher wurde das Überziehen empfohlen, heutzutage raten die Hersteller allerdings vehement davon ab, da es die Lebensdauer stark verkürzt. Außerdem kann eine überzogene Saite platzen.

Du musst die Saiten noch nicht genau stimmen, da du eventuell noch den Steg ausrichten musst, nachdem du alle Saiten aufgezogen hast. Dafür wirst du dann die Saiten sowieso wieder leicht entspannen müssen. Zusätzlich verziehen sich neue Saiten nach dem Aufziehen relativ schnell, wodurch sie die Stimmung schnell verlieren. Es kann je nach Material und Hersteller 15 Minuten oder aber auch mehrere Tage dauern, bis sie die Stimmung konstant halten.

Wenn du eine Saite komplett aufgezogen hast, wiederholst du den Vorgang nacheinander mit den restlichen Saiten.

Um das Röhrchen auf die E-Saite aufzusetzen (wenn noch nicht ab Werk geschehen, musst du Röhrchen vor dem Aufziehen noch auf die Saite schieben), wartest du auf den Moment, wenn du die E-Saite so gespannt hast, dass du sie noch 1-2 mm vom Steg hochheben kannst. Dann schiebst du das Röhrchen auf die Höhe des Steges. Dabei schiebst du es nur so weit, dass es bis zum Rand des Steges geht. Das offene Ende des Röhrchens hängt Richtung Saitenhalter und auf keinen Fall Richtung Griffbrett! Nun darfst du die Saite fester spannen und darauf achten, dass das Röhrchen in der Position bleibt. Sollte das Röhrchen verrutschen, dann entspannst du einfach die Saite etwas und richtest es aus.

Wenn alle Saiten aufgezogen sind, musst du noch den Steg ausrichten und dann kannst du die Geige stimmen. Beachte dabei, wie bereits erwähnt, dass sich neue Saiten in den ersten Tagen besonders schnell verstimmen, weil sie sich noch verziehen.

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