10 häufigste Übungsfehler und wie man sie abstellt
Erfahre, wie du die häufigsten Übungsfehler auf der Geige vermeidest.
Die häufigsten Übungsfehler auf der Geige. Wenn man sie nicht im Griff hat, fressen sie ungemein viel Energie und Motivation. Das kann so weit gehen, dass man aus Frust die Geigerkarriere an den Nagel hängt. Alle diese Fehler haben gemein, dass trotz Üben einfach keine Fortschritte erzielt werden. Wenn du diesen Artikel gelesen hast, wirst du diese Fehler nie wieder machen.
Lass uns die 10 häufigsten Übungsfehler auf der Geige ansehen, die deinen Erfolg in Frage stellen könnten. Hier sind sie:
Jetzt, wo du die häufigsten Übungsfehler kennst, geben wir uns noch lange nicht zufrieden. Natürlich genügt es nicht, die Fehler zu kennen. Du musst auch wissen, wie man sie abstellen kann. Hier sind die Lösungen für alle diese Fehler, damit du endlich richtig auf der Geige üben kannst:
Lösungen zu den 10 häufigsten Übungsfehlern
1. Üben ohne ein konkretes Ziel
Kennst du dein Ziel? Was möchtest du erreichen – kurzfristig und langfristig? Möchtest du in der Lage sein, ein besonders kompliziertes Stück zu spielen? Oder weißt du sogar schon, dass dir ein wichtiger Bestandteil der Technik fehlt, zum Beispiel den Bogen gerade zu ziehen? Oder wünschst du dir generell mehr Lockerheit in den Händen?
Bevor du anfängst zu üben, musst du dir also ein konkretes Ziel setzen. Ein Ziel für die aktuelle Übung und ein langfristiges Ziel für diese Woche, Monat oder Jahr. Das langfristige Ziel kann dabei sehr individuell sein, ob eine Aufnahmeprüfung zu bestehen oder einfach ein Lieblingscover spielen zu können. Das entscheidest du. Aber nur mit einem Ziel vor den Augen kannst du deine Übung sinnvoll auslegen und deinen Fortschritt messen.
2. Üben ohne einen Plan zu haben
Wenn du die Fragen zu deinem Ziel beantwortet hast, dann brauchst du einen kurz- und langfristen Plan, der auf deinem Ziel baut. Das langfristige Ziel sollte dabei dein Motivator bleiben, es eignet sich aber nur bedingt für einen alltäglichen Plan.
Für einen Plan, mit du noch heute üben kannst, musst du deinen großen Plan in kleine Bausteine zerstückeln. Für diese Bausteine kannst du anschließend den Soll- und den Istzustand ermitteln. Hierfür ist das Reflektieren der eigenen Leistung sehr wichtig. Du musst dir deiner Schwächen bewusst werden, damit du den Istzustand objektiv aufnehmen kannst. Ausgehend vom Istzustand überlegst du dir einen Plan, wie du zum Sollzustand gelangst. Insbesondere für die Anfänger ist es ratsam, die Ziele in besonders kleine Zwischenziele aufzuspalten und dem eigenen Plan treu zu bleiben.
Wenn du merkst, dass du nicht vorankommst, dann hast du dir eventuell ein zu großes Ziel gesetzt und solltest es noch einmal aufspalten. Du musst dich zwar an deinen Plan halten, darfst und solltest ihn trotzdem regelmäßig kritisch überdenken und ggf. anpassen. Ist z.B. dein langfristiges Ziel für dich noch aktuell?
3. Zielsetzung ohne Prioritäten
Wenn du deine Ziele aufgestellt hast, kannst du nicht jedem einzelnen Ziel die gleiche Priorität setzen. So kannst du wochenlang ein Lieblingsstück auswendig lernen und es bestens aus dem Kopf spielen, dabei aber komplett die Technik vernachlässigen. Aber gerade auf die Technik solltest du besonders viel Augenmerk beim Üben legen.
Um deine Priorität ordentlich zu setzen, kannst du dich an den vier wichtigsten Bestandteilen des Violinspiels orientieren: der Umgang mit dem Text – die Intonation – der Rhythmus – der Klang. Ein neues Stück zu lernen reicht als Ziel allein also noch nicht ganz aus: man muss auch festlegen, dass man beim Üben den Klang verbessert, auf die Intonation aufpasst, den Rhythmus genau spielt und den Text samt aller Zeichen, die man darin findet, ernst nimmt.
4. Schlechter körperlicher oder geistiger Zustand
Es gibt Tage, da füllt man sich einfach schlecht. Wenn du merkst, dass du absolut keine Lust auf die Geige hast, dann solltest du das an diesem Tag auch lieber lassen.
Aber Achtung: Du musst hier wirklich ehrlich zu dir sein und es nicht einfach als Ausrede benutzen! Wenn dir die Geige aber Laune macht, dann versuche es vielleicht im Gegenteil als Heilmittel gegen schlechte Laune? Wäge einfach bei jeder Übung ab, ob es sinnvoll ist, für heute weiter zu machen.
Genau so ist es auch mit dem körperlichen Zustand. Wenn du Muskelkater vom Sport hast oder einfach ausgelaugt bist, solltest du dich nicht mit dem Instrument abquälen. Das wird dich nicht weiterbringen, weil es keine qualitative Übung sein wird. Um dem Körper die besten Voraussetzungen zu geben, ist es empfehlenswert, sich vor den Übungen besonders in der oberen Körperhälfte zu dehnen. Das wärmt die Muskeln auf und fördert die Durchblutung. Da werden dir die Bewegungen direkt viel einfach fallen.
Und noch ein Tipp: Bevor du übst, sorge dafür, dass die Temperatur im Übungsraum angenehm für dich ist und sorge für ausreichend frische Luft!
5. Instrument unvorbereitet
Du wirst dich wundern, wie viele meiner Schüler mit einem unvorbereiteten Instrument zur Stunde kommen. Das geht von richtig dreckigen Instrumenten bis hin zu Instrumenten ohne aufgezogene Saiten oder Bögen ohne Bogenhaar. Plane in deine Übungszeit immer ein, das Instrument vorzubereiten. Ganz wichtig: stimmen vor jeder Übung! Leider spielen so viele Schüler auf ungestimmten Instrumenten. Und dann wundern sie sich, warum sie falsch klingen und geben die Schuld der Technik.
Nur mit einem vorbereiteten Instrument, kannst du sinnvoll üben. Und wenn du mit der Übung fertig bist, solltest du dein Instrument auch wieder pflegen und ordentlich verstauen. Dadurch wird es dir länger dienen und du musst es weniger vorbereiten in der nächsten Übung. Im Lernzentrum habe ich für dich übrigens Anleitungen zu der Pflege und Maßnahmen vor und nach dem Üben bereitgestellt.
6. Unregelmäßiges Üben
Willst du Geige spielen lernen? Dann musst du regelmäßig üben! Auch wenn du dir einen schönen Plan ausgedacht hast, ihn befolgst, dir aber zwischen den Übungen immer 2 Wochen Zeit lässt, kannst du keinen Fortschritt erwarten.
Um eine neue Fertigkeit zu erlernen, muss man diese in kurzen und regelmäßigen Abständen üben. Unser Körper ist auf Effizienz getrimmt und merkt sich nur Sachen, die wirklich notwendig sind. Aktivitäten, die nur unregelmäßig ausgeführt werden, gehen nicht ins Muskelgedächtnis oder in den Kopf über. Sobald aber der Körper merkt: Aha, das scheint für meinen Wirt wichtig zu sein! Dann lernt er es und du kannst es im Halbschlaf. Bis es aber so weit ist, musst du üben. Und das regelmäßig.
Du musst dir jetzt aber keine Sorgen machen, wenn du mal in den Urlaub oder auf Dienstreise fährst. Deine Geige kannst du getrost zuhause lassen und dich lieber richtig erholen. Einfach nach der Rückkehr etwas intensiver üben und dann bist du schnell wieder in Form. Wenn du allerdings für Monate wegfährst, solltest du definitiv in Erwägung ziehen, dein Instrument mitzunehmen.
Tipp: Wenn du nur wenig Zeit in der Woche hast, dann verteile die Zeit lieber so, dass du dann eher kürzere aber häufigere Übungen machst anstatt nur eine Übung. Mindestens 20 Minuten sollten aber schon je Übungen drin sein.
7. Üben ohne einen zeitlichen Rahmen
Ziehe die kleinen und großen Aufgaben nicht in die Länge! Schaue auf die Uhrzeit, bevor du mit der Geige loslegst, und bestimme das Zeitfenster, in dem du übst. Teile dann dieses Zeitfenster in kleinere Zeitfenster auf und setze dir ein Übungsziel für jedes dieser Fenster.
Vergiss nicht, falls du länger als 40 Minuten am Stück übst, eine oder mehrere kleine Pausen miteinzukalkulieren. Wenn man ohne einen zeitlichen Rahmen übt, gerät man oft in Gefahr, zu viel Zeit mit einer weniger wichtigen Aufgabe zu vergeuden und die wichtigeren Aufgaben aufgrund von Zeitmangel außer Acht zu lassen.
8. Spielen statt Üben
Das Üben und das Spielen bzw. das Durchspielen ist nicht dasselbe! Sehr oft wird ein Stück durchgespielt, dann noch einmal, wobei meistens ein paar Fehler sich von selber auflösen, und schon denkt man: Heute habe ich aber gut geübt!
Das mag eine Zeit lang gut zu funktionieren, aber spätestens bei komplizierten Stücken wird man schnell in eine Sackgasse geraten.
Üben bedeutet: Man hört sich das eigene Spiel kritisch an. Man kann es sogar auf Ton oder Video aufnehmen, um es noch objektiver zu betrachten. Dann analysiert man es und hört bzw. sieht die eigenen Fehler. Und an diesen Fehlern arbeitet man schließlich in der reinen Übungszeit.
Um die Fehler auszumerzen und die Techniken zu beherrschen, kann man die entsprechenden Passagen stückchenweise und langsam spielen. Diese systematische Vorgehensweise erlaubt es dir, die auf diese Weise erlernten Techniken für jedes Stück anzuwenden und nicht nur für das eine, was man gerade "geübt" hat.
9. Achtlosigkeit
Achtsamkeit oder Konzentration ist das A und O beim Üben und Spielen. Ohne Konzentration weiß man schon bald nicht mehr, wofür man etwas geübt hat. 10 Minuten des achtvollen Übens können manchmal Stunden des achtlosen Übens ersetzen.
Um konzentriert bei der Sache zu bleiben, braucht man selbstverständlich einen guten körperlichen und geistigen Zustand und ein intaktes und richtig vorbereitetes Instrument. Selbstverständlich kann man nicht erwarten, dass man als Anfänger eine Stunde lang am Stück konzentriert und fokussiert bleiben kann. Mit jedem Fortschritt wird das Zeitfenster hierfür allerdings größer und größer.
Lässt die Konzentration nach, lege eine kleine Pause ein oder beende gar das Üben, falls du mit dem Ergebnis bereits zufrieden bist.
10. Ablenkung
Die ständige Ablenkung ist der größte Feind der Achtsamkeit. Und die Achtlosigkeit ist der größte Feind des guten Übens. Selbst wenn es dir schwerfallen sollte, sich auf eine Sache zu konzentrieren, so kannst du jedoch die meisten Faktoren für Ablenkung beseitigen.
Störfaktor Nr.1: Dein Handy! Stelle es auf lautlos oder DND (Do not Disturb), damit es dich nicht durch ständige Benachrichtigungen ablenken kann. Wenn du keinen wichtigen Anruf erwartest, solltest du es gar in einen anderen Raum legen, damit du nicht in die Versuchung kommst, nachzuschauen, was in der Welt passiert.
Genau so ist der Fernseher ein Feind deiner Übung. Schalte ihn aus. Oder wenn es aus einem anderen Zimmer schallt, versuche einen Raum zu finden, wo er dich am wenigsten stört.
Schließe die Fenster, falls du im Erdgeschoss übst und dich vorbeigehende Stimmen ablenken.
Neben den beschallenden Ursachen kannst du auch eine innerliche Ablenkung haben. Wie z.B. der zuvor erwähnte wichtige Anruf, auf den du wartest. Wenn du gerade in Gedanken ständig bei anderen Dingen bist, die durchaus wichtig sein können, solltest du vielleicht einen günstigeren Augenblick zum Üben abwarten.
Jetzt steht deinem Erfolg nichts mehr im Weg!
Jetzt kennst du die häufigsten Übungsfehler und die Lösungen, um diese zu vermeiden. Wenn du diese Lösungen befolgst, hast du dich bereits einer Menge Hindernisse entledigt. Super!
In unserem Ultimativen Leitfaden zur Geige findest jede Menge Spieltechniken, die du sofort ohne Übungsfehler auf deiner Geige lernen kannst.
Hast du deine Fehler in dieser Liste wiedererkannt? Das würde mich wirklich interessieren!
Liebe Daria, ich musste schmunzeln, dass du dich der Fehler so gut erinnerst. Ich würde sagen , man vergisst sie, wenn man spielen kann. Du beindruckst mich von daher sehr! Ich bin absolute Geigenspieler-Anfängerin und spüre all diese feinen Fehler. Ich erarbeite mir gerade die einzelnen Dinge wie Haltung, Bogenhaltung, saubere Töne, die Saiten treffen…… na ja, mal grob so gesagt. Es ist ja soviel aufeinmal zu beachten am Anfang…….und du bist dir immer noch dessen bewußt…….sehr beeindruckend!
Ich habe eine gut Lehrerin und antworte dir hier nur, weil du dich so gut einfühlen kannst in Anfänger und du danach gefragt hast ob man seine Fehler wiedererkennt. Ich habe einfach nur mal aus Neugier im Internet nach Geigenunterricht gesucht, um eine Orientierung hier zu haben.
Viel Erfolg weiterhin!
Eliza Ehlen